Begegnungen

“Winken” sagt H. zu mir während sein Blick nach rechts oben geht. Dort, im Alterszentrum, im zweiten Stock brennt in einem der Zimmer Licht um vier Uhr morgens. Eine kleine Frau steht am Fenster und winkt uns zu. Ich winke also, während ich die Zeitung in den Briefkasten stecke. Winke erneut, als ich wieder im Auto sitze und wir weiter fahren zum nächsten Haus. Von hier aus sehen wir die Frau immer noch. Ich mache es wie H. und winke auch noch einmal.

In meiner ersten Woche allein auf Zeitungsaustrag-Tour erinnere ich mich jeweils an die Worte und winke. Einmal aber steht niemand am Fenster, obwohl das Licht brennt. Auf meinem Weg zurück zum Auto kommt sie mir entgegen. Die Frau von oben. Klein, alt, etwas rundlich aber mit einem herzlichen Lächeln im Gesicht. Wir geben uns die Hand, legen zur Begrüssung beide gleichzeitig unsere linke Hand auf den rechten Oberarm des anderen. Sie wünscht mir einen guten Morgen und sorgt sich kurz, weil ich die Zeitung bringe. Wo denn der Mann sei. Ich erkläre es ihr, dann huscht wieder ein Lachen über ihr Gesicht. Neben ihr ein kleiner Hund. Cesar, schon 14 Jahre alt. Wir werden uns die Tage noch oft auf der Strasse begegnen. Oder ich zu ihr winkend zum Fenster schauen.

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