Auszeit in Kopenhagen Teil 7 – grosses Kino liebe DB!

Am Vormittag treffe ich mich noch mit meiner Berliner Verwandtschaft, auch wenn es nur kurz ist, geniessen wir die Zeit. Wir werden uns schon im Juli wiedersehen. Mein Bruder begleitet mich nach dem Treffen zum Hauptbahnhof, wo ich den ICE nach München nehmen werde. In Bayern einmal umsteigen, direkte Durchfahrt bis Winterthur. Ankunft 22 Uhr. So weit der Plan

Noch frohen Mutes…

Aber unser Zug fährt schon mal 6 Minuten zu spät ab. Nagut, die wird er – so denke ich – sicher auf der langen Distanz bis in die bayrische Landeshauptstadt aufholen. Zwischenzeitlich sieht es sogar danach aus, bis wir wieder vier Minuten zurück liegen. Da mein EC in München nicht ewig auf mich warten werden wird und er die letzte direkte Verbindung in die Schweiz ist, will ich lieber mal beim Zugpersonal nachfragen. Doch das scheint nach der Ticketkontrolle wie vom Erdboden verschluckt. Also laufe ich den ICE ab. Der einte erste Klasse Waggon ist gesperrt und ich merke warum: die Klimaanlage funktioniert nicht. Das erklärt die vielen Menschen, die überall in den Gängen auf dem Boden sitzen. Trotz 1.Klasse-Ticket….läuft wie immer bei der DB! Zum Glück ist mein Abteil nicht betroffen. Nach etlichen “Entschuldigen Sie, darf ich da mal vorbei bzw. drüber” gelange ich zum Abteil der Zugbegleiter. Einer sitzt ziemlich fläzig da, Beine auf dem Tisch, schaut mich mit meinem Ticket in der Hand an und meint lasch «Aha, ÖBB?» Nein, SBB, erwidere ich und darauf, wie gross die Chancen stehen, den Anschluss an meinen Zug Richtung Zürich zu bekommen. «Jaja, das klappt schon. Sie haben genug Zeit.»  Ich glaube ihm und wandereüber all die am Boden sitzenden Passagiere zurück zu meinem Platz,  ergattere mir unterwegs im Bistrowagen noch einen Kaffee und einen Apfelkuchen.

Irgendwann vergeht mir die Lust am Knitflixen weil ich ständig mit dem Fahrplan zu tun habe…

Die Zeit rast, der Zug leider weniger. Irgendwo bei Ingolfstadt stehen wir in der Pampa herum. Es dauert Minuten bis endlich eine aufklärende Durchsage bekommt, da wären zwei Züge vor uns. What the what? Welche Züge haben es eiliger als der ICE? Sollte der nicht Vorfahrt haben? Läuft echt bei der Bahn! Ich checke einmal mehr die Bahn-App und kann fast zuschauen, wie die Verspätung grösser und grösser wird. Kurz vor Ankunft in München nehme ich meinen Koffer und bugsiere mich und ihn an den Anfang des Zuges, um am Bahnhof Weg zu sparen. Denn wir fahren in einen Kopfbahnhof ein und mein Anschlusszug steht irgendwo anders in einem Nebengleis. Die Verspätung liegt bei 10min, ich komme mit anderen Fahrgästen ins Gespräch. Auch sie wollen auf den Zürcher Zug, zwar nur bis Bregenz. Ich erzähle ihnen gaaanz naiv, dass man mir versichert hätte, der Zug würde auf uns warten. Bis ein Mann kommt und meint, man hätte ihm eben gesagt, dass der Zug nicht warten würde…. als wir in München reinfahren, fährt mein Zug in Richtung Winterthur gerade aus dem Bahnhof heraus…

ja, der war weg….

Wir sind mittlerweile eine kleine Gruppe, die wegen 20min Verspätung des deutschen Hochgeschwindigkeitszuges! den Anschluss verpasst haben. Im Reisezentrum schauen wir nur kurz rein, aber drehen beim Anblick der dort Anstehenden wieder um. Wir wollten uns die Verspätung bestätigen lassen… Die nächst passende Verbindung soll bis mich Lindau bringen, von da anschliessend nach Romanshorn und von dort nach Winterthur. So weit der Plan... Aber der Zug bummelt sich gemütlich durch die bayrische Landschaft (ich muss später googlen wo ich überall durchgekurvt wurde) und kommt mit 25min Verspätung in Lindau an. Mein Zug nach Romanshorn natürlich weg. Läuft wirklich bei der DB! Mein Datenvolumen für Deutschland ist fast aufgebraucht, meine Nerven ebenso. Ich stehe also um 22.30 Uhr irgendwo am Bodensee und verbrauche die letzten Megabyte um herauszufinden, wie, wann und ob ich nach Hause komme. Ich fahre erstmal bis Bregenz. Hello Austria! Viertel vor elf geht es weiter nach St. Margrethen, von da nach St. Gallen, immerhin endlich wieder in der Schweiz! Meinen Mann habe ich noch anrufen können, er wird mich in St. Gallen abholen. Anderfalls wäre ich erst um 1 Uhr in Winterthur gelandet (planmässig 22Uhr). Und mit dem Auto sind wir dann schneller gewesen…Zur grossen Überraschung hat er mich nicht allein abgeholt, sondern kamen mir auch unsre Kids entgegengerannt. Da war der Ärger über die DB sofort verflogen.

Ich bin ja Chaos von der DB gewohnt, aber das hat wirklich alles getoppt. Null Service, keine bzw. kaum Ansprechpartner im Zug…..für mich steht fest, ich werde es vermeiden erneut mit der deutschen Bahn zu fahren. Es wäre so einfach gewesen, kurz vor München eine Durchsage zu machen, dass bestimmte Züge nicht mehr warten und man bei Hilfe für Ersatzzüge nachfragen kann. Aber da ist man leider auf sich allein gestellt. Immerhin ist man mobil unterwegs, aber wie wäre das vor 20 Jahren gewesen??? Doch: Dank der SBB habe ich den halben Fahrpreis zurückerstattet bekommen.

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