Auszeit in Kopenhagen Teil 2

Wir schlafen gut in unsrem Zimmer und begeben uns gegen halb 8 zum Frühstücksbuffet im Keller des Hotels. Das Angebot ist riesig und frisch, der Kaffee schmeckt besonders.

Blick aus dem Hotelzimmer

Gestärkt treten wir unsre nächste Erkundungstour an. Wir haben zwar ein paar Punkte auf dem Plan, werden uns aber die ganze Woche über eher treiben lassen und nehmen mit, was gerade am Weg liegt. Wir laufen zunächst los in Richtung Zentrum und müssen an jeder Ampel lachen. Hier ist wirklich jeder mit dem Velo unterwegs. Es stauen sich an den Ampeln mehr Fahräder als Autos. Immer wieder rollt eine neue Menge Radler an, so dass wir fast meinen an der Tour de France zu sein. Wir lesen später, dass knapp jeder 2. mit dem Fahrrad zur Arbeit/Schule/Uni etc. pendelt, im Grossraum Kopenhagen sollen es sogar mehr sein wie in den ganzen USA gesamt. Bei der tollen Infrastruktur in Sachen Radfahren kein Wunder. Seit den 1970er Jahren wurde beim Strassenbau bereits darauf geachtet, Platz für die Radfahrer zu schaffen.

Wir bummeln also durch die Altstadt, vorbei am Rundetårn, dem runden Turm, dessen Besuch wir auf später vermerken, da wir vor den Öffnungszeiten vor Ort sind (geöffnet ab 10Uhr). Unser Weg führt uns weiter zum Nyhavn, dem Hotspot in Kopenhagen und wahrscheinlich einer der am meist fotografiertesten Orte der Welt. Wir laufen entlang des Kanals, blicken auf die Schiffe, die Touristen umher schippern werden und plötzlich sitzen wir auf einem solchen. Zwar regnet es kurz, aber dank Dach bleiben wir auf dem Kahn weitestgehend trocken. Die Rundfahrt beginnt also am Nyhavn und geht ein Stück raus entlang an Papirøen aka Paper Island, einem neuen Stadtteil in Christiansholm. Inspiriert von den ehemaligen Papierlagerhäusern entstehen hier Neubauten, die mit ihrem Design Aufmerksamkeit erregen. Das nächste architektonische Highlight ist gleich daneben die Königliche Oper, die von einem reichen Unternehmer gesponsert wurde. Die Fahrt geht weiter vorbei an der Marinestation Kopenhagen auf Nyholm mit dem Museumsschiff Peder Skram. Danach wendet das Boot nach links, einer der grossen schwimmenden Megastädte liegt im Hafen und sorgt für schlechte Luft, bald ist die Wendung vollendet und der Steuermann fährt in Richtung Ufer zu. Dort befindet sie die kleine Meerjungfrau. Diese hatte ich 2007 zu Fuss besucht und war von deren Grösse eher enttäuscht. Vor allem stehen immerzu Touristen drum herum, so dass das freie Fotografieren schier unmöglich ist. Etwas grösser dagegen die Kopie von Michelangelos David-Statue etwas weiter. Wer noch mehr Gefallen an Skulpturen hat, dem sei ein Besuch im Den Kongelige Afstøbningssamling (The Royal Casting Collection) empfohlen. Wir schippern jedoch weiter entlang des Skuespilhuset und biegen nach links in einen Nebenkanal nach Christianshavn ab. Hier liegen am Rand viele alte Boote bzw. Schiffe, die teils bewohnt sind. Der Stadtbereich ist von vielen Altbauten geprägt, aber bald schon wird es wieder moderner, nachdem wir die Cirkelbroen passiert haben. Eine Brücke, wieder einmal nur für Fussgänger und Radfahrer, gebildet aus fünf kreisrunden Plattformen alle mit einem Mast in der Mitte, der an Segelschiffe erinnern soll. Wir überqueren den Hauptkanal und fahren en Frederiksholm Kanal ab, der praktisch Slotsholmen umrundet. Das Fahrwasser wird immer enger und ich sehe bald, warum am einten Brückenbogen, der Stormbro, kurz vor der Rechtskurve Gummimatten hängen. Das Schiff kommt gerade so um den Bogen und touchiert dabei leicht die Brücke. Wir umrunden Christiansborg Slot, was wir am Abend zuvor schon von der gegenüberliegenden Seite bewundern konnten, kommen vorbei an der ehemaligen Börse und befinden uns bald wieder am Hauptkanal in Richtung Nyhavn.

Wieder an Land gönnen wir uns eine Stärkung. Hot Dog what else. Wir treiben mit der Tourimenge mit und gelangen zu Amalienborg, der Stadtresidenz des dänischen Königshauses bzw. der Königin. Diese ist aber heute nicht da. Das verrät zum einen das Nichtvorhandenseins der dänischen Flagge auf ihrem Wohnhaus (dem mit den fünf Schornsteinen!) sowie dass die Wachablöse, die wir am Mittag erleben dürfen (völlig ungeplant), ohne Musik erfolgt. Das Spektakel zieht natürlich viel Touristen an und mancher läuft wie ein Lemming der Königlichen Leibgarde hinterher statt es von der Ferne aus zu beobachten.

Wir verlassen bald das Schlossgelände und laufen weiter in Richtung Frederiks Kirke, einer evangelischen Kirche aus dem 18. Jahrhundert mit der grössten Kuppel Skandinaviens. Eigentlich sollte sie grösser werden, aber das Haushaltsbudget war dann doch bald aufgebraucht. Hunger und Durst liessen uns weiterziehen bis zu Kongens Nytorv, einem meiner Lieblingsplätze in Kopenhagen. Hier lässt es sich auf einer der zahlreichen Bänke auf dem Platz verweilen, Leute studieren, Kaffee geniessen (gibt es z.B. am Espresso House) Wir stürzten uns nach einer kurzen Rast ins Magazin du Nord, quasi dem KDW von Kopenhagen. Heute halten wir uns jedoch in Sachen Einkauf zurück, wir werden aber später hier den feinen Lakritztee kaufen, den wir im Café Rotunden probierten.

Für uns hiess es erst einmal Pause im Hotel. Die Füsse waren schon etwas wund gelaufen. Nach einer kleinen Stärkung stand noch ein Ausflug in den Osten der Stadt an. Über die Langebro liefen wir in den Stadtteil Amagerbro bis zur Uplandsgade, einer eher unscheinbaren Vorstadtstrasse, trotzdem breit genug, dass es genug Platz für Velowege hat (ich staune immer noch über das Konzept!) Irgendwann kreuzt diese Strasse die Vermlandsgade und wenn man aufmerksam ist, findet man den Eingang zu Amagerbanens Venner, das ist ein kleines Eisenbahnmuseum. Das Gleis, was man heute noch mit einer Draisine abfahren kann, kennen Olsenbanden-Fans aus einem ihrer Filme. Wir wussten von einer Fanseite, dass es da nach 47 Jahren noch Spuren geben soll und so machten wir uns auf dem Weg und wurden fündig.

Zurück ging es an einer riesigen Sportanlage (Kløvermarken, einem ehemaligen Flüchtlingslager aus dem 2. Weltkrieg), vorbei an einem Netto-Shop, wo noch ein paar Einkäufe getätigt wurden bis in den Enveloppeparken. Dort liessen wir den Tag ausklingen und machten uns beseelt von den vielen Eindrücken vom Tag auf den Weg zurück ins Hotel.

 

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